Da ich schon mehrere Todesfälle in der Familie miterleben musste und damit auch sehr offen umgehe, werde ich manchmal gefragt, wie man Trauernden nun am besten helfen kann. Ganz frei und offen gesagt, so genau weiß ich das auch nicht, weil was für mich gut war, muss für jemand anderen nicht auch gelten.
Nichtsdestotrotz habe ich meine Erfahrungswerte, und die möchte ich hier gerne teilen. Trauer ist genauso individuell wie wir Menschen. Deswegen werde ich diese Ratschläge aus meiner Perspektive schreiben. Ich würde mich freuen, wenn sie dir als Inspiration dienen, aber bitte beachte, dass du deinem Trauernden nahestehst und ihn kennst und deswegen abwägen solltest, ob das was ich schreibe, auch auf ihn zutreffen könnte. So los gehts.
Offene Kommunikation
Für mich war es gut, wenn Menschen ehrlich interessiert waren, wie ich zurechtkomme und mich gleichzeitig aber auch wissen ließen, wenn sie selbst mit der Situation überfordert waren. Ich mochte es nicht, wenn ich in Watte gepackt wurde.
Sich zurück zunehmen
Das ist irgendwie ein schwieriger Part für mich gewesen, denn auf der einen Seite, wollte ich nicht in Watte gepackt werden, weil ich mich sonst so isoliert fühlte. Auf der anderen Seite fragte ich mich manchmal, aber auch echt jetzt, das soll ein Problem sein? Da bei mir so viel los war, büßte ich meine eigene Empathie anderen gegenüber eine Zeit lang ein. Ich war einfach viel zu sehr vom Tod und meiner Trauer eingenommen.
Akzeptanz für Veränderungen
Meine ganze Welt, die ich bisher kannte, lag in Scherben, und für mich war es einfach heilsam, dass mein Umfeld, meine Veränderungen zwar wahrnahm, aber nicht ständig infrage stellte. Ich durfte sein, selbst wenn ich nein sagte oder Wut äußerte. Oder sie mich manchmal nicht wieder erkannten in meinem handeln. Sie unterstützend mich selbst noch, als ich anfing alles zu verkaufen und mein Leben in Deutschland zeitweise aufzugeben.
Du kannst den Schmerz nicht wegmachen
Versuche nicht alles wieder gutzumachen, sondern halte einfach den Raum, öffne dich der Situation. So könnt ihr euch auf einer tieferen Ebene verbinden und der Schmerz darf sich ausdrücken und fließen.
Der Tod ist keine ansteckende Krankheit
Ich fand es schlimm, wenn Menschen das Thema Tod und seinen Namen vermieden haben, so als wäre nichts passiert. Da mich das gerade am Anfang überfordert hat, fand ich es schön, wenn Menschen mich gefragt haben, ob ich ihre Erinnerungen an den Verstorbenen hören wollte. Heute finde ich es sehr schön und habe das Gefühl, das solange wir uns an unsere Verstorbenen erinnern, sie auf ewig bei uns sind.
Gutgemeinte Ratschläge vermeiden
Ich reagiere schon im alltäglichen Leben empfindlich, wenn man mir ungebeten Ratschläge erteilt, in meiner akuten Trauerphase war es schier unerträglich für mich. Wenn Bekannte oder sogar Fremde Menschen erklären wollte, wie ich trauern sollte.
Relativieren und vergleichen verursacht noch mehr Schmerz
Mindestens genauso schlimm war es für mich, wenn Leute meine Trauer versuchten zu relativieren. Oder, wenn sie meine Situation mit ihrer verglichen. Selbst wenn du etwas Ähnliches erlebt hast, weißt du nicht, wie der Trauernde sich fühlt oder was er gerade am meisten braucht. Du weißt es einfach nicht. Besser ist mitfühlend und demütig zu sein.
Freude
Trauer ist wie die Gezeiten, sie kommt und geht. Und als Trauender, ist es absolut möglich mehrere Gefühle zu fühlen. In einem Moment sind wir tieftraurig und dann erinnern wir uns an etwas gemeinsam erlebtes und empfinden Liebe, Freude oder lachen sogar. Alles ist möglich und erlaubt und sollte nicht verurteilt werden.
Geschenke
Ich habe mich sehr über Briefe, mitfühlende Karten oder andere Erinnerungsstücke wie Fotos gefreut. Irgendwie hat es mir geholfen, wenn ich die Anteilnahme zwischen den Zeilen lesen konnte. Auch hier wieder nur meine persönliche Meinung, dass ich ansonsten von Geschenken absehen würde, außer man möchte sich evtl. an den Beerdigungskosten beteiligen.
Wenn das erste Jahr vergangen ist
Ehrliche Anteilnahme verursachte mir immer ein warmes Gefühl. Gerade nachdem ich nach außen hin, mich scheinbar wieder gefangen hatte, war es schön, wenn ich trotzdem ab und an gefragt wurde, wie ich zurechtkomme. So hatte ich immer das Gefühl, nicht allein mit meiner Trauer zu sein und das ich mich ganz frei & offen aussprechen dürfe.
Ich interessiere mich sehr für deine Meinung zu diesem Beitrag und aus diesem Grund würde ich mich über ein Kommentar von dir freuen. Auch für Themenvorschläge oder andere Anregung wäre ich offen. Schreib mir dazu gerne eine Nachricht.
Alles Liebe
Deine Kristina
ich bin Kristina. Trauerbegleiterin, exzellente Zuhörerin & Deine Mutmacherin in Krisenzeiten.
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