Hallo, ich bin Kristina und wenn du einen geliebten Menschen verloren hast, kann ich nachempfinden, wie du dich fühlst. Denn der Verlust eines geliebten Menschen begleitete mein bisheriges Leben wie ein Schatten!

Als mein Vater – meine erste Liebe – nach vielen Monaten des Kampfes, gefüllt mit Schmerz und Angst, starb, war ich damals fünfzehn. Der Tod war für mich bis dahin etwas, zu dem ich keine große Verbindung, geschweige den Emotionen hatte. Doch die Beziehung zu meinem Vater war etwas ganz Besonderes und umso stärker prägte mich dieser frühe Verlust eines von mir so geliebten Menschen – meines Fels in der Brandung! 

Doch ich blieb stark – ich blieb stark für ihn!

Durch diese frühe Erfahrung mit dem Tod entstand erstmalig der Wunsch, andere Menschen in ihrer Trauer zu begleiten. Erst Jahre später musste ich schmerzlich feststellen, dass der bis dato unerfüllte Wunsch wohl meine Bestimmung ist.

Wenn ich jetzt auf mein Leben zurückblicke, sehe und verstehe ich, wie schwer es mir fiel, mich, nach dem Verlust meiner Bezugsperson, wieder zu öffnen. 

Heute sehe ich die Zusammenhänge.

Heute verstehe ich, warum mein Leben so verlaufen musste, warum ich in der Zeit zu jemandem wurde, der ich doch eigentlich gar nicht war und warum die Mauern um mich herum immer höher wurden. 

Heute weiß ich, dass ich ohne die tiefere und offene Verarbeitung meines Verlustes, nicht als mein wahres Ich in meinem Leben weitergehen konnte.

Heute – fast 2 Jahrzehnte später – weiß ich, dass ich mir selbst durch mein Stark-sein und mein Durchhalten keine wirkliche Chance auf Vergebung und Trauer geben konnte. 

Als ich verstand, dass mit meinem Vater auch ein Teil von mir – nämlich meine Leichtigkeit und Freude – gegangen war und er sich sicherlich diese Veränderung nicht für seine Tochter gewünscht hatte, wurde mir klar, dass ich es ihm und mir schuldig war, mein Leben wieder in meine eigenen Hände zu nehmen. Ich hatte bis zu diesem Punkt in Beziehungen die Freiheit und Leichtigkeit gesucht, aber unterbewusst den Schmerz, die Wut und den Kampf gefunden. 

All die gescheiterten Beziehungen und Lebensentscheidungen machten mir klar, dass es an der Zeit war, aus Liebe heraus zu handeln, mich zu befreien und wieder zu leben.

Doch kaum als ich mich für mich entschied, geriet mein Leben wieder ins Wanken.

Meine 2. große Liebe – mein Partner – starb bei einem tödlichen Verkehrsunfall. Von einem Moment auf den anderen, war die Person, der ich mein Herz geschenkt hatte, die mich indirekt wieder auf den richtigen Weg brachte, weg. Ohne eine Möglichkeit der Verabschiedung oder der Vorbereitung. Bei dem Tod meines Vaters blieben uns Monate, bei dem Tod meines Partners keine einzige Sekunde.

Der Anruf, der mich mitten in der Nacht aus dem Schlaf riss und rein gar nichts Gutes mit sich brachte, sollte mein Leben nochmal komplett verändern. 

Denn dieses Mal blieb ich nicht stark.

Dieses Mal trauerte ich, nicht nur für mich allein, sondern ganz offenkundig. Ich ließ die Gefühle zu, öffnete mich für den Schmerz, die Hilflosigkeit, die Wut. Ich suchte mir Hilfe, führte Gespräche und stellte alles in Frage. Meine Trauer zeigte sich dabei ganz anders als das, was viele Menschen öffentlich zum Ausdruck brachten. Und so kam es, dass ich einen radikalen Bruch, eine Veränderung brauchte. Ich beendete mein Studium, kündigte meinen Job und meine Wohnung und verließ Deutschland, um die Welt und vor allem mich selbst zu erkunden.

In Neuseeland fand ich die Ruhe inmitten der schönsten Natur und mit jedem weiteren Tag begannen meine Wunden zu heilen. In der Zeit habe ich viel gelesen, viel hinterfragt und geschrieben, mich viel mit mir und meinen Erfahrungen auseinander gesetzt. 

Bis ich begriff, dass ich den Tod nicht umgehen kann, aber ich kann entscheiden, wie ich einen geliebten Menschen gehen lasse und wie ich mich verabschiede. Und so ich fand den Frieden, den ich mir so ersehnt hatte. Der Tod meines Partners war schrecklich, aber er hat mir geholfen mich zu heilen und mir vor Augen geführt, was für mich wirklich wichtig ist: Für mich liegt die Freiheit darin, im Augenblick zu sein. 

Und dafür werde ich ihm immer dankbar sein.

"Liebe, was ist. Denn nur wenn wir lieben, was ist, sind wir im Frieden.“

So wurde aus den schmerzlichen Verlusten meines Lebens eine Berufung.

Einen geliebten Menschen zu verlieren, reißt uns den Boden unter den Füßen weg, aber die Liebe für diesen Menschen tragen wir in unserem Herzen weiterhin. Und aus diesem Grund bin ich meinem Wunsch, anderen Menschen durch ihre ganz individuelle Trauer zu helfen, so wie ich mir selbst geholfen habe, nun nach einigen Jahren und Umwegen gefolgt. Denn jeder trauert auf seine eigene Art und Weise, aber du musst dich dabei nicht einsam fühlen. Ich erschaffe einen geschützten Raum, in dem du so sein darfst, wie du bist und in dem alle sein darf, wie es gerade ist!

Alles Liebe, Deine Kristina