Irgendwie dachte ich, meiner Website fehlt es noch an Informationen. Ich müsste mehr über Trauer schreiben. Was Trauer definiert. Wie sie mitunter plötzlich in unser Leben tritt. Was sie mit uns macht oder wie sie wieder weg geht. Ich fing an zu schreiben und am Ende wirkte das Ganze wie ein Schulaufsatz. Schön strukturiert und phasenweise langweilig. Also beschloss ich, einen neuen Text zu verfassen. 

Aber was ist denn Trauer nun?

In erster Linie ist Trauer eine Emotion. Nach Paul Ekman (ja, er ist jemand und zwar Professor für Psychologie an der University of California) gehört Trauer zu den 7 Basisemotionen. Sie ist uns demnach angeboren. Zu dieser Reihe von Emotionen gehören außerdem noch Freude, Überraschung, Angst, Wut, Ekel und Verachtung. Sie sehen in jedem Gesicht auf der Welt gleich aus und sind daher ein universelles Phänomen. Das Tolle daran ist, dass wir uns so über alle Grenzen hinweg verständigen können – unsere Emotionen einen uns. Ist das nicht wunderschön? Wir leben beispielsweise auf unterschiedlichen Kontinenten, haben einen komplett anderen Background, sprechen nicht mal die gleiche Sprache und trotzdem können wir die Emotionen im Gesicht des anderen erkennen. 

Wenn Trauer eine Basisemotion ist, was sind dann Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, Einsamkeit und co?

Diese ganzen Vertreter gehören zu den Gefühlen. Gefühle sind Erklärungskonstrukte, die wir erschaffen haben, um unsere Emotionen zu verbalisieren. Dennoch braucht es diese Übersetzung eigentlich nicht, solange wir die Mimik, Gestik und Laute unseres Gegenüber wahrnehmen können.

Ich weiß nicht, wann wir damit angefangen haben. Aber leider wurde uns irgendwann beigebracht, unsere unliebsamen Laute zu unterdrücken. Denn einem Gesicht kann man dem Rücken zuwenden, Klagelauten zu entfliehen, ist den meisten Menschen unmöglich. Weil sie augenblicklich bis in unser Inneres vordringen und in uns widerhallen. Wir denken dann, dass wir den Schmerz des Anderen spüren können, aber eigentlich spüren wir uns selbst – unseren eigenen Schmerz bzw. manchmal auch nur das, wovor wir Angst haben.

Du kannst dich da selbst beobachten. Es geht nur darum zu bemerken, was in dir selbst vorgeht. Dabei gibt es kein Richtig oder Falsch, denn es geht um Selbstreflexion. 

Prof. Ekamn zufolge gibt es zwei Komponenten der Trauer.

Ich würde sie als rot & gelb bezeichnen. Rotgefärbte Momente sind vom verzweifelten Aktionismus gezeichnet. Wir lehnen uns auf, gegen das was uns da passsiert. Rot verliert irgendwann ihre Kraft und wir bleiben erschöpft und hoffnungslos zurück. Wir verblassen, werden passiv – gelb und resignieren. 

Soviel ist klar. Trauer gehört zu den länger andauernden Emotionen. Denn rot & gelb wechseln sich viele Male ab. Manchmal mehrmals am Tag und über Tage, Wochen, Monate und Jahre hinweg. Es kann passieren, dass die Hintergrundstimmung recht lange traurig und freudlos bleibt, bis diese mit der Zeit und dem Durchlaufen deines Trauerprozesses langsam verblasst und wieder lichter und bunter wird. 

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Die gute Nachricht: Trauer ist wellenartig

Übrigens so wie alle unsere Emotionen. Und genau diesem Umstand haben wir es zu verdanken, dass es zwischendurch Momente und Phasen gibt, in denen wir noch andere Emotionen durchleben. Wie z.B. Wut, die sehr wandelbar ist und uns in den unterschiedlichsten Situationen begegnen kann. Manchmal richtet sich diese gegen die Nachbarin, von der wir uns missverstanden fühlen. Oder wir sind zornig auf das Universum, Gott und alles Übermächtige, weil sie uns das angetan haben. Wie konnten sie das nur geschehen lassen? Gelegentlich sind wir sauer auf den geliebten Menschen, der jetzt nicht mehr bei uns sein kann. Oder wir sind wütend auf uns selbst, weil wir denken, dass wir viel mehr hätten tun müssen.

Außerdem werden wir es hin und wieder mit der Angst zu tun bekommen. Immer dann, wenn wir uns fragen, wie es jetzt weitergehen soll. Oder wir fürchten uns, nie wieder von dem Verlust erholen zu können, da wir uns gar nicht vorstellen können, wie wir überleben sollen, geschweige denn dieses Leben wieder lebenswert werden kann.

Doch nach einiger Zeit wird es leichter und zwischen diesen sehr kräftezehrenden Körperempfindungen gesellen sich auch wieder Überraschung und vor allem Freude.

Das sind die Augenblicke, in denen wir auch mal herzlich lachen und uns dann deswegen erschrecken. Es ist ein ständiges hin und her. Deshalb fühlen wir uns ab und an so zerrissen. Aber, und jetzt kommt die zweite gute Nachricht, die Abstände zwischen diesen Trauerwellen werden mit der Zeit größer.  Die Wogen beginnen sich zu glätten und unsere Gedanken und Gefühlsstrukturen verändern sich wieder.

Ich kann dazu keine Zeitangaben machen. Denn es hat mit unserer eigenen Resilienz zu tun, in welchem Tempo wir uns durch Trauma hindurch bewegen. Dennoch gibt es generell unterstützende Massnahmen und genau diese erarbeiten wir zusammen in der Trauerbegleitung. Was das ist und wie sie sich im Einzelnen gestaltet – erzähle ich dir hier.